BERUFSBILDUNG IN ZAHLEN Berufswechsel nach der Ausbildung: 18- bis 24-Jährige mit dualer Berufsausbildung im Erwerbsleben Eine Erwerbstätigkeit im erlernten Beruf ist für die meisten Auszubildenden ein erstrebenswertes Ziel. Doch gelingt dies nicht allen. Wie groß der Anteil junger Erwerbstätiger ist, die nach ihrer Ausbildung nicht in ihrem erlernten Beruf arbeiten und mit welchen Faktoren ein Berufswechsel zusammenhängt, wird anhand der BIBB/ BAuA-Jugenderwerbstätigenbefragung 2011/2012 aufgezeigt. Wechsel des erlernten Berufs eine differenzierte Betrachtung ist notwendig Berufswechsel sind weder einheitlich definiert, noch sind deren Folgen pauschal als negativ oder positiv zu werten. Wenn von Berufswechseln die Rede ist, bleibt meist offen, ob damit ein Wechsel in eine dem Ausbildungsberuf verwandte Tätigkeit gemeint ist (partieller Berufswechsel) oder ein Wechsel in einen Beruf, der nichts mehr mit dem Ausbildungsberuf zu tun hat (vollständiger Berufswechsel). Diese begriffliche Differenzierung ist insofern von Bedeutung, als eine duale Berufsausbildung in Deutschland das Ziel verfolgt, ''jungen Menschen beim Einstieg in die Berufswelt die volle berufliche Handlungsfähigkeit in einem breit angelegten Tätigkeitsbereich zu vermitteln'' (BIBB 2014, S. 7). Auch Leitungs- und Fachfunktionen, die durch eine Aufstiegsfortbildung erreicht werden, können mit der Ausbildung noch verwandt sein. Dies impliziert, die erworbenen Fertigkeiten und Fähigkeiten auch in andere Beschäftigungsfelder transferieren zu können, was gleich zeitig die berufliche Mobilität erhöht, dies sind laut Winkelmann (2006) zwei wesentliche Faktoren, um den Nutzen einer Berufsausbildung in einer sich schnell wandelnden Berufswelt zu beurteilen. In der zum Jahreswechsel 2011/2012 durchgeführten Befragung junger Erwerbstätiger unter 25 Jahren (vgl. Kasten) wurden Berufswechsel entsprechend differenziert erfasst. Gefragt wurde: ''Wenn Sie einmal Ihre jetzige Tätigkeit als mit Ihrer Ausbildung als vergleichen, was würden Sie dann sagen: die Tätigkeit entspricht dem, worauf diese Ausbildung üblicherweise vorbereitet, die Tätigkeit ist mit dieser Ausbildung verwandt oder die Tätigkeit hat mit dieser Ausbildung nichts mehr zu tun?'' Wie oft wird der erlernte Beruf gewechselt und von wem? Mehr als die Hälfte der 18- bis 24-jährigen Erwerbstätigen mit dualer Berufsausbildung arbeiten 2012 in ihrem erlernten Beruf (52%). Weitere 32 Pro zent sind in einem Beruf tätig, der mit der Ausbildung zumindest verwandt ist (partielle Berufswechsel). Dieser hohe Anteil ist ein erstes Indiz für den flexiblen Einsatz von Absolventinnen und Absolventen einer betrieblichen Berufsausbildung im Beschäftigungssystem. 16 Prozent üben eine Tätigkeit aus, die mit dem erlernten Beruf nichts mehr zu tun hat (vgl. Tab.). Nach einem solchen vollständigen Berufswechsel können 65 Prozent der jungen Erwerbstätigen nur wenig bis gar nichts des Gelernten verwerten, 24 Prozent können einiges verwerten und nur zwölf Prozent sehr viel bis ziemlich viel. Von jenen, die einen verwandten Beruf ausüben, kann rund die Hälfte (56%) sehr viel bis ziemlich viel der erlernten Kenntnisse verwerten, und 32 Prozent sagen ''doch einiges''.1 Wie die Tabelle zeigt, nehmen vollständige Wechsel mit der Zeit seit Abschluss der Ausbildung zu. Im Jahr 2012, kurz nach Ende der Ausbildung, arbeiten nur rund vier Prozent außerhalb des erlernten Berufs, was auch mit Gefragt wurde: ''Wie viel von den beruflichen Kenntnissen und Fertigkeiten, die Sie in dieser Ausbildung erworben haben, können Sie bei Ihrer jetzigen Tätigkeit als verwerten?'' Häufigkeit von Berufswechseln nach der Ausbildung nach relevanten Merkmalen (Zeilenprozente) Zusammenhang zwischen erlerntem und ausgeübtem Beruf Berufswechsel sollten immer differenziert betrachtet werden. Eine dichotome Einteilung in Berufswechsler oder Nichtwechsler ist nicht zielführend. Die Analysen zeigen, dass nur rund jede/-r achte Erwerbstätige mit Berufs. ausbildung im Alter von 18 bis 24 Jahren den erlernten Beruf vollständig gewechselt hat. Rund jede/-r Dritte ist hingegen in einem Beruf tätig, der mit dem erlernten Beruf verwandt ist (partieller Berufswechsel), so die subjektive Einschätzung der befragten jungen Erwerbstätigen. Wie eine Analyse aller Erwerbstätigen mit Be Unter die sekundären Dienstleistungsberufe fallen z.B. technische Berufe, IT-Berufe, Bank- und Versicherungskaufleute, Steuerfachangestellte, (zahn-)medizinische Fachangestellte. Unter die primären Dienstleistungsberufe fallen Berufe mit den Tätigkeitsschwerpunkten Handels- und Bürotätigkeiten sowie allgemeine Dienste wie Reinigen, Bewirten, Lagern, Transportieren. Berufsausbildung zeigt, kommt es dabei im Durchschnitt zu keinen Einkommenseinbußen gegenüber jenen, die im erlernten Beruf verbleiben. Somit scheint eine berufliche Flexibilität, wie sie in der Ausbildungsordnung angelegt ist, auch gegeben zu sein. der Übernahmemögli
chkeit durch den Ausbildungsbetrieb zusammenhängt. Bei einem Abschluss im Jahr 2011 sind bereits zwölf Prozent und im Jahr 2010 19 Prozent vollständige Berufswechsel zu verzeichnen. Die höchsten Berufswechselquoten weisen Hauptschulabsolventinnen und -absolventen auf (24%), mit einem höheren Abschluss liegt die Wechselquote bei nur 13 Prozent. Eine Ausbildung im Handwerk führt deutlich häufiger zu einem Berufswechsel als eine Ausbildung in der Industrie (21% vs. 11%). Ein entsprechend hoher Anteil findet sich auch bei Erwerbstätigen, die in Kleinbetrieben ausgebildet wurden (20%). Eine Ausbildung über Bedarf, wie sie häufig im Handwerk und in Kleinbetrieben stattfindet, wirkt sich somit nicht nur auf die Übernahmechancen nach der Ausbildung, sondern auch auf die Berufswechselquote aus. Sekundäre Dienstleistungsberufe (12%), die mit hohen Beschäftigungszuwächsen verbunden sind, werden seltener gewechselt als primäre Dienstleistungsberufe (14%) oder die für Männer typischen Produktionsberufe (19%), in denen die Beschäftigungszahlen rückläufig sind.2 Dies erklärt auch, warum Männer insgesamt häufiger den erlernten Beruf vollständig wechseln als Frauen (18% vs. 13%). Die Folgen eines Berufswechsels hängen entscheidend davon ab, ob der Beruf freiwillig (z.B. aufgrund eines höheren Einkommens im neuen Beruf oder anderer beruflicher Interessen) oder unfreiwillig (z.B. weil im erlernten Beruf aufgrund schlechter Beschäftigungschancen keine Stelle gefunden wurde) gewechselt wurde. Empirisch bestätigt sich, dass nur unfreiwillige Berufswechsel mit signifikanten Einkommenseinbußen verbunden sind, so die Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung