Rechtliche Grundlagen zur Ausbildung von Flüchtlingen. Besondere Eigenschaften der Zielgruppe ''Flüchtlinge''. Auswahl der geeigneten Bewerber. Ausbildung gestalten. Staatliche Fördermaßnahmen für Flüchtlinge und Unternehmen. Betriebliche Unterstützungsmaßnahmen. Fortführung der Beschäftigung nach der Ausbildung. Aktuell flüchten viele Menschen nach Deutschland, um Schutz zu suchen. Unternehmen können zur Integration Geflüchteter einen wichtigen Beitrag leisten. Denn der Einstieg in den Arbeitsmarkt ist dabei ein entscheidender Schritt. Durch Qualifizierung und Beschäftigung können Geflüchtete soziale Kontakte in Unternehmen und Gesellschaft aufbauen, haben einen geregelten Tagesablauf, können ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen und erweitern. So gewinnen sie das Gefühl, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein. Wenn Sie sich als Unternehmen für die Integration von Flüchtlingen engagieren, geht dies Hand in Hand mit der Chance, neue Fachkräfte zu gewinnen. Denn viele Flüchtlinge sind sehr motiviert und möchten sich einbringen. Es existieren mit Praktikum, Ausbildung und Beschäftigung vielfältige Möglichkeiten, wie Sie Geflüchtete in Ihren Betrieb integrieren können. Die vorliegende Handlungsempfehlung widmet sich der ''Ausbildung von Flüchtlingen'' und zeigt auf, wie das Miteinander in einem Ausbildungsverhältnis gelingen kann. Es werden zunächst die relevanten rechtlichen Grundlagen sowie besondere Eigenschaften der Zielgruppe erläutert. Anschließend finden Sie Hinweise zu Kontaktwegen sowie zur Auswahl von Bewerbern. Da insbesondere sprachliche und kulturelle Hürden für beide Seiten eine Herausforderung darstellen können, zeigen wir Ihnen auf, welche Hilfestellung Sie als Unternehmen bei der Gestaltung der Ausbildung nutzen können. Darüber hinaus werden staatliche Unterstützungsangebote vorgestellt. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung gibt es verschiedene Wege, wie Ihre neue Fachkraft dauerhaft bei Ihnen bleiben kann. Auch hierzu finden Sie in der vorliegenden Handlungsempfehlung Informationen. Bei der Ausbildung von Geflüchteten sind auf der einen Seite einige Herausforderungen zu meistern, die eventuell über übliche Ausbildungsverhältnisse hinausreichen. Auf der anderen Seite gibt es einige Erfolgsfaktoren, die einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf deutlich begünstigen können. Die folgende Übersicht bietet eine Zusammenstellung zentraler Themen, zu denen Sie in den einzelnen Kapiteln Hinweise finden: Herausforderungen Erfolgsfaktoren Bleibeperspektive einschätzen und klären Ausbilder, Führungskräfte und Belegschaft für Aufgabe vorbereiten, Mentoren benennen Vorkenntnisse identifizieren und einschätzen Auszubildende dabei unterstützen Deutsch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben Eventuell vorhandenes Motiv zur Erzielung von Einkommen bedienen Wohnsituation und Familie unterstützen Kontaktanbahnung und Auswahl durch externe Partner unterstützen Sprachförderung im Vorfeld und begleitend zur Ausbildung anbieten Ausbildung durch externe Experten begleiten Willkommenskultur in Betrieb und Freizeit fördern Wenn Sie Flüchtlinge ausbilden, können Sie sowohl einen humanitären Beitrag zur Integration leisten als auch eine Reihe von Vorteilen für Ihr Unternehmen realisieren: Fachkräftenachwuchs sichern: Indem Sie selbst aus bilden und dabei Flüchtlinge einbeziehen, wächst Ihre Unabhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt. So haben Sie es trotz des demografischen Wandels selbst in der Hand, Ihren Fachkräftebedarf zu decken. Motivierte Auszubildende gewinnen: Personen, die auf der Flucht vor Krieg und auf der Suche nach einem besseren Leben in Deutschland weite Wege auf sich nehmen, haben dadurch Ausdauer und Willenskraft bewiesen. Viele berichten inzwischen positiv von der hohen Motivation und Leistungsbereitschaft Geflüchteter, die auch Ihnen in der Ausbildung nutzen kann. Kulturelle Vielfalt stärken: Eine kulturell vielfältige Belegschaft kann die Kreativität und Innovationskraft im Unternehmen steigern. Der offene Umgang mit Neuem fördert alternative Sichtweisen und trägt dazu bei, neue Wege zu gehen. Image steigern: Die Rekrutierung internationalen Per sonals und die Förderung der kulturellen Vielfalt können als Ausdruck Ihrer Unternehmensphilosophie verstanden werden. Dadurch nimmt Sie die Öffentlichkeit als modernes und weltoffenes Unternehmen wahr. Dies hilft Ihnen sowohl internationale als auch inländische Fachkräfte aber auch Geschäftspartner zu gewinnen. Spielen Sie mit dem Gedanken einen geflüchteten Menschen auszubilden, sind einige Aspekte zu berücksichtigen, über die Sie in den nachstehenden Kapiteln mehr erfahren. Die Kapitel sind so aufgebaut, dass sie alle Phasen der Ausbildung Geflüchteter abbilden und Schritt-fürSchritt aufeinander aufbauen (Abbildung 1). Sie können aber auch jedes Kapitel einzeln für Ihre Rekrutierung nutzen. Zunächst ist es ratsam, sich einen Überblick der rechtlichen Ra
hmenbedingungen zu verschaffen (vgl. Kapitel 3.1) und sich mit der Zielgruppe auseinanderzusetzen (vgl. Kapitel 3.2). So können Sie feststellen, wann eine Ausbildung von Geflüchteten möglich ist, welche Institutionen involviert sind und was Sie grundsätzlich beachten sollten. Sie können auf ganz verschiedenen Wegen Kontakt zu potenziellen Auszubildenden aufnehmen, vom Arbeitgeberservice Ihrer regionalen Arbeitsagentur oder Ihrem Jobcenter, über Schulen, Bildungsträger, Freiwilligeninitiati ven bis hin zu Online-Stellenbörsen, die speziell für Geflüchtete ins Leben gerufen wurden (vgl. Kapitel 3.3). Haben Sie Kontakt mit einem Kandidaten oder einer Kandidatin aufgenommen, besteht der nächste Schritt in der Beurteilung der sprachlichen, schulischen und beruflichen Vorkenntnisse (vgl. Kapitel 3.4). Anhand derer können Sie besser einschätzen, ob vor Beginn der Ausbildung beispielsweise noch ein Praktikum oder gar eine Einstiegsqualifizierung hilfreich wäre, um den Kandidaten oder die Kandidatin besser kennenzulernen. Während der Ausbildung stehen staatliche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, die Sie unter bestimmten Voraussetzungen nutzen können (vgl. Kapitel 3.6). Sie sollten jedoch davon ausgehen, dass Ihre neue Nachwuchskraft während der Ausbildung besondere Unterstützung im Betrieb benötigt (vgl. Kapitel 3.5). Betriebliche Optionen werden Ihnen in Kapitel 3.7 aufgezeigt. Haben Sie gemeinsam mit Ihrer Nachwuchskraft die Ausbildung erfolgreich durchlaufen, stehen Ihnen mehrere Wege offen, wie Sie die gemeinsame Zukunft gestalten können