Viele Unternehmen sind vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und daraus resultierender Fachkräfteengpässe gefordert, für ihre Fachkräfteausbildung neue Wege ins Auge zu fassen. Oft ist zu hören, dass Unternehmen keine geeigneten Auszubildenden mehr finden. Umso wichtiger erscheint es aus unternehmerischer Perspektive, jungen Menschen die Chance auf eine Ausbildung zu eröffnen, die in der Vergangenheit häufig nicht als potenzielle Auszubildende in den Blick genommen wurden. Die Ausbildung von Geflüchteten bietet hier beispielsweise ein hohes Potenzial. Die Erfahrung vieler Betriebe zeigt allerdings auch, dass die erfolgreiche berufliche Ausbildung von jungen Zugewanderten (ebenso wie die Ausbildung anderer am Ausbildungsmarkt benachteiligter Jugendlicher) nicht so einfach ist. Sie stellt besondere Anforderungen an die Gestaltung der Ausbildung und das Ausbildungspersonal. Die vorliegende Broschüre zeigt anhand praxisnaher betrieblicher Beispiele erprobte Ansätze und Konzepte der Ausbildung von Geflüchteten auf. Dabei wird deutlich, dass die beschriebenen Maßnahmen gleichermaßen für andere am Ausbildungsmarkt benachteiligte Jugendliche wirksam sind. Ziel ist es, Ausbilderinnen und Ausbildern mit dieser Broschüre konkrete Ideen an die Hand zu geben, die unmittelbar in den Ausbildungsalltag übertragen werden können, um mit der Heterogenität von Auszubildenden besser umgehen zu können. Die Broschüre zeigt unterschiedliche Möglichkeiten zur erfolgreichen beruflichen Ausbildung von jungen Geflüchteten (und darüber hinaus einer heterogenitätssensiblen Ausbildung im Allgemeinen) auf. Dazu werden zunächst aktuelle Entwicklungen im dualen Berufsbildungssystem dargestellt, um darauf aufbauend Ergebnisse und Beispiele aus dem Modellversuch ''Neue Wege/Heterogenität'' zu präsentieren. Daran anschließend werden die besonderen Herausforderungen bei der Integration von jungen Geflüchteten in die duale Ausbildung beschrieben. Den Schluss bilden in der betrieblichen Praxis erprobte Konzepte zur Umsetzung einer erfolgreichen heterogenitätssensiblen Ausbildung. Die Broschüre richtet sich in erster Linie an betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder, die sich im Rahmen ihrer Tätigkeit mit der beruflichen Ausbildung von Geflüchteten auseinandersetzen oder grundsätzlich darüber nachdenken, geflüchtete Jugendliche in Ausbildung zu übernehmen. Auch für andere Akteure des Berufsbildungssystems (Kammern, Verbände, Gewerkschaften, Aus- und Weiterbildungsinitiativen) bietet die Broschüre durch ihre praxisnahe und nutzerfreundliche Gestaltung einen komprimierten Überblick zur Thematik. Infokästen, Internetquellen, Literaturhinweise sowie QR-Codes verweisen an vielen Stellen auf weiterführende Informationsmöglichkeiten. Eine Sammlung von betrieblichen Praxisbeispielen vervollständigt den Inhalt. Der demografische Wandel und Fachkräfteengpässe in einigen Regionen und Branchen sind zentrale Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Durch zurückgehende Schulabgängerzahlen gerät die Wirtschaft zunehmend unter Druck. Dies betrifft auch unmittelbar die berufliche Bildung, da durch die sinkenden Schulabgängerzahlen der Sekundarstufe I einerseits die Schülerzahlen in den Bildungsgängen des Übergangssystems rückläufig sind, andererseits aber auch die Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsplätzen sinkt. So konnten im Jahr 2016 seitens der Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland 546.258 Ausbildungsplätze neu besetzt werden, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um Ausbildungsplätze sowie die Anzahl der Ausbildungsinteressierten (2009: 867.000, 2016: 803.613) ging allerdings kontinuierlich zurück. Ebenfalls rückläufig ist die Ausbildungsquote (2007: 6,5%, 2015: 5,1%) der Betriebe (vgl. BMBF 2017, S. 16 ff.), d.h., immer weniger Betriebe bieten aus unterschiedlichen Gründen duale Ausbildungsplätze an. Aufgrund der nachlassenden Nachfrage ist daher zwangsläufig in einigen Branchen, Ausbildungsberufen und Regionen mit einem Mangel an (qualifizierten) Ausbildungsplatzbewerbern zu rechnen, hiervon sind insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen betroffen. Schon jetzt ist es für Betriebe schwierig, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. So beklagen viele Unternehmen, dass ihre angebotenen Ausbildungsplätze aufgrund fehlender Nachfrage und der oft fehlenden notwendigen Ausbildungsreife offenbleiben. Laut DIHK-Ausbildungsumfrage konnten im Jahr 2016 31 Prozent der Betriebe ihre angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen. Der Hauptgrund für diese Besetzungsschwierigkeiten war laut der befragten Betriebe ein Mangel an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern (vgl. DIHK 2017, S. 9). Gleichzeitig haben viele junge Menschen Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden: So blieben im Jahr 2016 insgesamt 80.603 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz (vgl. BMBF 2017, S. 16 ff.). Dieses Passungsproblem entspricht der Quadratur des Kreises: Unternehmen
suchen erfolglos Auszubildende und Schulabgänger/-innen suchen erfolglos einen Ausbildungsplatz