Erfolg mit flexiblen Arbeitszeitmodellen Wege aufzeigen, wie Zielkonflikte in der betrieblichen Arbeitszeitpolitik gut gelöst werden können, das war die Aufgabe von ''ZEITREICH''. Das Projekt befasste sich mit einer der zentralen Herausforderungen der modernen Arbeitsgesellschaft: der Frage, wie es gelingen kann, die individuellen Zeitbedürfnisse der Beschäftigten mit den Flexibilitätsbedarfen der Unternehmen in Einklang zu bringen. Eine Frage, die sich in einer zunehmend digital und global vernetzten Arbeitswelt, aber auch für die Beschäftigten, die Arbeit und Privatleben besser miteinander verbinden möchten, heute neu und nachdrücklicher denn je stellt. Die individuellen Arbeitszeitwünsche ändern sich im Laufe des Berufslebens. Flexible Arbeitszeiten sind vor allem für Beschäftigte hilfreich, die familiäre Verantwortung tragen. 71 Prozent der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren geben an, dass flexible Arbeitszeiten für Eltern in besonderem Maß dazu beitragen würden, die Lebensqualität zu verbessern. Zudem wird in einer älter werdenden Gesellschaft auch die Zahl älterer Angehöriger steigen, um die man sich in der Familie kümmern möchte. Arbeitszeit und -ort planbar und flexibel gestalten zu können wird eine immer wichtigere Herausforderung auch für kleinere und mittlere Unternehmen. Für die vielfältigen Beschäftigtenwünsche und betrieblichen Erfordernisse gibt es keinen Lösungsweg, der für alle passt. Deshalb sollte das Projekt ''ZEITREICH'', das im Rahmen des Bundesprogramms Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) durchgeführt wurde, Arbeitszeitmodelle zur Lösung von Arbeitszeitkonflikten in kleinen und mittleren Unternehmen sozialpartnerschaftlich entwickeln und erproben. Der hier vorliegende Leitfaden richtet sich an Geschäftsführer und Personalverantwortliche in kleinen und mittleren Unternehmen, die von den Ergebnissen und Erfahrungen des Projekts profitieren sollen. Flexibilisierung in der Arbeitszeitgestaltung im digitalen Wandel. Aufbruch in eine moderne, innovative Arbeitszeitgestaltung. Wandel gestalten - mit sozialpartnerschaftlichem Ansatz. Führungs- und Unternehmenskultur beachten. Zukunftsmodell flexiblen Arbeitens. Arbeitszeitmodelle: Merkmale und Verbreitung. Arbeit auf Abruf. Arbeitszeitkonten. Funktionszeit. Gleitzeitmodelle. Job-Sharing. Lebensarbeitszeitkonten/Langzeitkonten/Wertguthaben. Mobile Arbeit. Nachtarbeit. Schichtarbeit. Teilzeit. Teilzeit für Führungskräfte (''Führen in Teilzeit''). Vertrauensarbeitszeit. Wahlarbeitszeit. Operative Arbeit in den Organisationen. Projektvorbereitung: wie man Arbeitszeitprojekte erfolgreich startet. Ausgangssituation analysieren: betriebliche Anforderungen und individuelle Bedürfnisse. Lösungen entwickeln und Umsetzungsschritte planen. Maßnahmen implementieren und kommunizieren. Ein Arbeitszeitprojekt: Warum gerade jetzt? Es gibt gute Gründe, die eigene betriebliche Arbeitszeitgestaltung vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu überdenken. Die Erwerbstätigenzahlen erreichten im Jahr 2018 wieder einen erneuten Rekord. Gleichzeitig bleiben immer mehr Stellen längere Zeit unbesetzt, da die geeigneten Fachkräfte fehlen. Für die Bewerberinnen und Bewerber sind attraktive Arbeitszeiten längst einer der wichtigsten Entscheidungsgründe für oder gegen einen Arbeitgeber oder eine Arbeitgeberin. Betriebe, die flexible und passgenaue Lösungen für die jeweilige Lebenssituation der Bewerberinnen und Bewerber anbieten können, haben oft die Nase vorn. Die Lebensverläufe, Wünsche und Bedarfe der Beschäftigten sind dabei so vielfältig wie nie. Während dem einen wichtig ist, Arbeits- und Privatleben möglichst strikt trennen zu können, ist für den anderen die flexible Gestaltung der Arbeitszeit und des Arbeitsorts unverzichtbar. ''Der digitale Wandel bringt nach Einschätzung vieler Arbeitgeber und ihrer Beschäftigten große Chancen mit sich. Für die Betriebe bedeutet die Digitalisierung Effizienzgewinne durch einfachere Prozesse und Strukturen, für die Beschäftigten, dass sie berufliche und private Zeitsysteme besser aufeinander abstimmen können. Mobiles Arbeiten wird durch den technologischen Fortschritt begünstigt. Ob es allerdings als konfliktfreies Arbeitsmodell taugt, hängt von betrieblichen Gegebenheiten, der Führungskraft, dem Team der Kolleginnen und Kollegen und letztlich von den Präferenzen und Fähigkeiten des Einzelnen ab. Sich selbst organisieren, die Zeitgestaltung eigenverantwortlich planen und sich selbst motivieren können, kann als Freiraum, aber auch als Bürde empfunden werden. Die Ambivalenz der Präferenzen steigt mit den Möglichkeiten.'' Dank moderner Informations- und Kommunikationstechnik ist Homeoffice für viele eine gute Alternative, statt beim Pendeln zur Arbeit im Stau zu stehen oder an Bahnhöfen auf den verspäteten Zug zu warten. Mehr Freiheiten in der Arbeitsgestaltung bedeuten auch, dass Beschäftigte damit verantwortungsvoll um
gehen. Auch Führungskräfte sind gefragt, wenn es um die Formulierung von Erwartungshaltungen geht, wann jemand erreichbar sein muss und welche Reaktionszeiten auf Anfragen angemessen sind. Trotz großer Gestaltungsspielräume dank moderner Technologien sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass nicht alle Beschäftigten im gleichen Maß von der neuen Arbeitszeitflexibilität profitieren können. Zudem bedeutet ein Mehr an Flexibilität in der heutigen Arbeitswelt auch höhere betriebliche Flexibilitätsanforderungen mit Blick auf die Wünsche der Kundinnen und Kunden. Diese setzen immer höhere Maßstäbe an Reaktionszeiten oder ausgedehnte Servicezeiten. Diese gilt es intern abzubilden, um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Mehr Arbeitszeitflexibilität heißt also nicht einseitig mehr Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten, sondern ist immer eine Balance von betrieblichen und individuellen Arbeitszeitanforderungen. Auch flexible Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeiten dürfen nicht dazu führen, dass Büros und Werksgelände freitagsnachmittags menschenleer sind, weil Überstunden vorzugsweise für ein langes Wochenende verwendet werden. Ohne Absprachen in den Arbeitsteams und betriebliche Regelungen geht dies nicht. Motive für eine moderne Arbeitszeitgestaltung Stärkung der Arbeitgeberattraktivität zur leichteren Gewinnung von Fachkräften Förderung einer gesundheitsgerechten Arbeitszeitgestaltung mit Blick auf alternde Belegschaften und längere Erwerbsbiografien Anpassung der Betriebs- und Öffnungszeiten an sich ändernde Kundenwünsche zur Erreichbarkeit Abfedern von schwankenden Auftragslagen Erschließen neuer Potenziale durch den technologischen Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie Gestaltung der Arbeitszeitbedingungen als Win-win-Situation für beide Seiten: bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Freizeit und Ehrenamt und dadurch höhere Arbeitszufriedenheit und Loyalität