Leitfaden für die praktische Umsetzung von flexiblen, familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen. Die Lebenswirklichkeit junger Familien ändert sich. Immer mehr Mütter mit kleinen Kindern gehen ihrem Beruf nach und möchten beruflich weiterkommen, immer mehr Männer möchten sich stärker am Familienleben beteiligen. In vielen Familien sind Arbeits- und Familienzeit bislang ungleich auf Mann und Frau verteilt - und das entspricht häufig nicht mehr den Wünschen der Familien. Die Mehrheit der Paare mit kleinen Kindern wünscht sich heute eine partnerschaftliche Arbeitsteilung, in der beide Eltern die Chance haben, sowohl für die Familie da zu sein als auch im Beruf Entwicklungschancen zu haben. Das betrifft auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich neben ihrem Beruf um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Die Voraussetzung dafür sind flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten jenseits von starren Vollzeit- oder Halbtagsmodellen. Gerade angesichts des zunehmenden Fachkräftebedarfs ist die deutsche Wirtschaft besonders auf das Potenzial der gut qualifizierten Frauen angewiesen. Mit familienfreundlichen Angeboten können sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber positionieren und damit Beschäftigte gewinnen und im Betrieb halten. Schon jetzt gibt es viele Unternehmen, die familienbewusste Arbeitszeitmodelle anbieten, und viele Beschäftigte, die solche Modelle nutzen und davon profitieren. Die guten Beispiele in diesem Leitfaden zeigen: Es gibt mehr als man denkt! Die erfolgreichen Lösungen sollen weitere Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu anregen, solche Modelle im eigenen Betrieb umzusetzen, und die Vorteile für beide Seiten sichtbar machen. Die Argumente, die für familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten sprechen, sind vielfältig, aber das Wichtigste gleich vorweg: Richtig umgesetzt ist ein solches Arbeitszeitmodell eine echte Win-win-Situation für Beschäftigte und Arbeitgeber. Beide Seiten können und sollen gleichermaßen profitieren: Beschäftigte erhalten die notwendige Flexibilität und die Verlässlichkeit, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Arbeitgeber hingegen können qualifizierte Beschäftigte halten und neue gewinnen, sparen Wiedereingliederungskosten, motivieren Eltern in ganz besonderem Maße, können aber auch besser auf Nachfrageschwankungen reagieren. Flexibilität und Familienfreundlichkeit sind also kein Widerspruch, sondern ergänzen einander vielmehr. Bereits heute sind mehr als 86 Prozent der Arbeitgeber überzeugt, dass Familienfreundlichkeit für ihre Beschäftigten einen hohen oder sehr hohen Stellenwert hat.1 Viele Beschäftigte sind sogar bereit, für mehr Familienfreundlichkeit den Arbeitgeber zu wechseln. Unternehmen, die heute schon auf eine familienbewusste Personalpolitik setzen, steigern deshalb ganz klar ihre Arbeitgeberattraktivität auf dem Bewerbermarkt. Denn über 90 Prozent aller jungen Berufstätigen mit Kindern sind Angebote für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Arbeitgeberwahl ebenso wichtig oder wichtiger als das Gehalt. 2 Mit Blick auf den wachsenden Fachkräftebedarf wird dieser Aspekt in Zukunft noch wichtiger werden. Nur wer hier gute Angebote machen kann, wird langfristig das Rennen um die qualifizierten Köpfe gewinnen