Baustelle im Kopf Ärger im Betrieb? Tipps für einen motivierenden Umgang mit Auszubildenden Viele betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder kennen die folgenden Situationen: Ohne erkennbaren Grund ist ihr Lehrling beleidigt, reagiert heftig und scheint alles falsch zu verstehen. Oder: Auszubildende sind von jetzt auf gleich unmotiviert und erfüllen ihre Arbeiten nur noch missmutig. Sie benutzen ihr Handy zu den ungünstigsten Zeitpunkten und - wie es scheint - ununterbrochen. Vielleicht kommen sie immer mal wieder zu spät zur Arbeit oder verpassen sogar wichtige Termine. Hintergrund derartiger Schwierigkeiten ist, dass junge Menschen noch vieles lernen müssen und dass diese Lernprozesse (leider) häufig von Konflikten begleitet werden. Ziel dieser Broschüre ist es, Sie als Ausbilderin oder Ausbilder dabei zu unterstützen, mit dieser schwierigen Entwicklungsphase Ihrer Lehrlinge konstruktiv umzugehen. Anhand von Beispielen aus dem betrieblichen Alltag und mit Hilfe von Praxistipps wird verdeutlicht, wie Sie Wege finden können, die nicht nur die Konflikte mit Ihren Auszubildenden entspannen, sondern sogar deren Lernprozesse begünstigen und ihre Motivation fördern. Die Baustelle im Gehirn der Jugendlichen Warnblinkanlage Ärger und Wut Einfühlungsvermögen - Übung erforderlich Stimmungen erkennen lernen Missverständnisse und Fehldeutungen Lernprozesse erleichtern Beispiel aus Sichtweise des Auszubildenden Wenn sich junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden, ändert sich in ihrem Leben sehr viel. Sie verlassen das seit etwa zehn (Schul-)Jahren bekannte Leben unter Mitschülerinnen und Mitschülern und Lehrerinnen und Lehrern. Sie wollen - und sollen selbstständig werden, und das auch noch in einer für sie neuen Situation: Seit Beginn der Ausbildung stehen sie vor vielen Herausforderungen. Die Kolleginnen und Kollegen sind ihnen noch unbekannt und eine Chefin bzw. einen Chef gab es bislang auch nicht. Die Betriebsabläufe müssen erkannt und die Ziele des Ausbildungsberufs ergründet und erobert werden. Die Zeit, die sie im Vergleich zum Schulalltag von nun an im Betrieb und für die Ausbildung aufbringen werden, erfordert außerdem eine komplette Umstellung der bisherigen Lebensgewohnheiten. Gleichzeitig stehen die jungen Menschen in einer Lebensphase, die eine Menge an Lernaufgaben mit sich bringt. Oftmals treffen Ausbilderinnen und Ausbilder auf unerwartete Reaktionen ihrer Lehrlinge. Sie verstehen nicht, warum diese aggressiv antworten und manchmal sogar einen Arbeitsauftrag verweigern - oder kaum zugänglich sind und sich stark zurückziehen. Peter kommt morgens in die Lehrwerkstatt und trifft auf seinen Ausbilder, Herrn Schulze: ''Peter, die Antriebsrollen aus der Dreherei müssen heute zum Nutenfräsen. Erledige das bitte!'' Peter antwortet: ''Mann, alle haben es auf mich abgesehen. Warum soll ich das schon wieder machen? Ich habe das bisher immer getan.'' Für Herrn Schulze ist diese heftige Reaktion auf einen Arbeitsauftrag unverständlich. Gleichzeitig findet er es unangebracht, dass Peter seine Arbeit nicht erledigen möchte. Schließlich hat der Betrieb Ziele zu erreichen und nach wirtschaftlichen Prinzipien zu funktionieren. Jeder Arbeitsplatz ist vom guten Geschäftsverlauf abhängig - auch der Ausbildungsplatz von Peter. Junge Menschen beginnen eine Ausbildung mit einem Neuanfang. Verbindungen im Gehirn werden umgebaut Sie möchten gerne alte, als unbrauchbar erkannte Verhaltensweisen ablegen und vieles anders machen. Aber gerade das fällt ihnen mitunter schwer, denn: Diese jungen Menschen haben in ihrem Gehirn eine große Baustelle. Viele Verbindungen und Verknüpfungen werden umgebaut und verschiedene Regionen ausgebaut. Hier wird zwischen zwei Regionen eine neue Denkstraße gebaut, dort befindet sich eine im Abriss, an einer anderen Stelle wird eine Datenautobahn neu geplant. In kaum einer Lebensspanne - so sagen Hirnforscher - finden derart große Umbrüche im Gehirn eines Menschen statt wie in dieser Zeit. Das Gehirn verändert sich Die Erkenntnisse über die Baustelle im Gehirn ziehen Forscher aus Techniken, die in den letzten Jahren entwickelt wurden. Sie ''bieten extrem detaillierte Abbildungen des lebenden Gehirns und zeigen, wie es wächst und wie seine Funktion sich durch die Teenagerjahre verwandelt, oft auf eine Weise, die niemand vermutet'', sagt der Neurologe Paul Thompson (Thompson in Wüschner, S. 16). Diese Entwicklung setzt sich noch weiter über das 18. Lebensjahr hinaus fort. Situation der jungen Menschen Für die jungen Menschen ist somit nicht nur die äußere, sondern auch die innere Situation in ihrem Leben mit den Umbrüchen und der Baustelle im Gehirn neu. Nie in ihrem Leben war das Erleben von Situationen für sie so intensiv. Dies wirkt sich auf ihr Verhalten aus und führt mitunter zu großer Unsicherheit. Sie kennen sich selbst nicht mehr. Diese neue, unsichere Selbstwahrnehmung bahnt sich ihren Weg nach draußen und erscheint dann oft als patzi
ge Überreaktion. Bei Peter schnellte Angst in Form von Wut hoch. Er reagierte aggressiv und verteidigend. Peter glaubte, nicht genügend Zeit für seine Ausbildungsinhalte zu haben. Sie können die Überreaktion ihres Lehrlings als ''Warnblinkanlage'' für eine mögliche Unsicherheit verstehen. Sie können die Situation entschärfen, indem Sie Fragen stellen, die dazu beitragen, dass Unklarheiten offen gelegt werden. Dadurch wird das Gespräch auf eine sachliche Ebene gehoben. Situationen und Menschen einschätzen lernen Ein Teil der Baustelle im Gehirn von Heranwachsenden bezieht sich auf das Einschätzen von Situationen und anderen Menschen. Das heißt aber auch: Jugendliche können es (noch) nicht so gut. Ihr Einfühlungsvermögen ist (noch) nicht so ausgebaut, dass sie z.B. Gefühle, Mimik und Körpersprache ihrer Gesprächspartner erkennen oder richtig deuten können. So sind junge Menschen zu Beginn der Pubertät nicht in der Lage, z.B. Angst als Reaktion eines anderen Menschen zu erkennen - etwas, was kleine Kinder sehr gut können! Erst bei einem Erwachsenen ist diese Fähigkeit wieder voll ausgeprägt. Ebenso erkennen Jugendliche die Stimmungen der Kolleginnen und Kollegen noch nicht treffsicher, so dass es zu Fehldeutungen kommen kann. Sie beziehen sehr leicht Äußerungen auf sich, hören also viel öfter mit dem sogenannten Beziehungsohr als mit dem Sachohr (sachliche Ebene). Dies mag an der neuen Umgebung im Betrieb liegen, denn in ihrem Freundeskreis sind junge Menschen eher dazu fähig, Reaktionen, Mimik und Körpersprache richtig zu deuten. Der Betriebsinhaber hat einen Auftrag, der in kurzer Zeit durchgeführt werden muss. Der Auftrag kommt von einem kritischen Stammkunden, den der Betrieb nicht verärgern möchte. Gleichzeitig warten zwei weitere Aufträge, mit denen er noch in dieser Woche beginnen möchte. Er will ganz sichergehen, dass Juliane wirklich pünktlich kommt, weil er ihre Hilfe unbedingt braucht. Die Auszubildende möchte entsprechend ihrer Berufswahl Inhalte für ihren beruflichen Werdegang lernen. Ein guter Ausbildungsabschluss ist für sie ein wichtiges Ziel. Die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt ist sowieso ungewiss genug. Sie hat sich gerade erst an die Ausbildung gewöhnt und auch an den frühen Start in den Tag. Darüber hinaus fühlt sie sich angegriffen. Sie war bisher immer pünktlich, bis auf ein einziges Mal. Sie glaubt, dass der Betriebsinhaber sie für unzuverlässig hält, sonst hätte er das nicht noch extra erwähnen müssen. Wichtig: Viele Überreaktionen von jungen Menschen entstehen aufgrund von Missverständnissen und Fehldeutungen. Sie lernen ja noch, Situationen und Menschen einzuschätzen und zu verstehen. Julianes Reaktion beruht somit auf einer Fehldeutung. Sie hat Herrn Jansens Gesichtsausdruck und Tonfall als Verärgerung auf sie verstanden. Herr Jansen war aber gar nicht über Juliane verärgert. Er ist vor kurzem Vater geworden und die Nächte sind etwas kürzer als sonst. Sie erkannte nicht, dass ihr Ausbilder nur etwas müde war und gar nicht ärgerlich auf sie. Sie können in einer solchen Situation dazu beitragen, Missverständnisse zu erkennen und aufzuklären. Hilfreich ist es, wenn Sie dem Auszubildenden genau aufschlüsseln, wie zufrieden der Betrieb mit seiner Arbeit und dem Fortgang der Ausbildung ist. Junge Menschen bearbeiten eine große Zahl an Fragen zu ihrem kompletten Lebensentwurf und wollen sich gleichzeitig von ihren Eltern lösen und unabhängig werden. Sie entwickeln die Fähigkeit zu vorausschauendem und abstraktem Denken. Sie erobern ihre Zukunft anhand von Szenarien, die sie sich ausmalen. Dazu brauchen sie oftmals intensiven Kontakt zu ihren Altersgenossen. Für Ausbilder zeigt sich die Situation folgendermaßen: Sie erleben, dass ihre Lehrlinge offenbar ohne Handy nicht leben können. Auszubildende scheinen ständig zu telefonieren, eine SMS zu schreiben oder zu erhalten. Aber wie ist das mit der Ausbildung und den betrieblichen Rahmenbedingungen zu vereinbaren? In einem Gespräch können Sie klären, wann Ihr Lehrling Gelegenheit hat, zu telefonieren bzw. SMS zu schreiben und wann es sehr ungünstig ist oder gar nicht geht. Es sind Informationen und Absprachen, die Konflikte vermeiden helfen. Wichtig ist, dass Sie die gemeinsam besprochenen Bedingungen schriftlich festhalten. Eine darunter gesetzte Unterschrift von Ihnen und Ihrem Auszubildenden erhöht die Verbindlichkeit. Jeder erhält ein Exemplar. Etwa drei bis vier Wochen später sollten die Vereinbarungen noch einmal überprüft werden. Hat alles wie erwartet funktioniert oder sind Änderungen notwendig? Individuelle Lerngeschwindigkeit Für Lehrlinge stellt sich folgende Situation: Jedes Ausbildungsjahr bringt neue Inhalte mit sich, die zu erobern sind. Praxis und Theorie werden immer wieder neue - und schwierigere - Anforderungen an sie stellen. Sie bringen aber auch ihre individuelle, persönliche Art und Geschwindigkeit des Verstehens und Lernens mit, die mitunter
sehr unterschiedlich sein kann. Stürmt auf den Auszubildenden eine Fülle an Informationen und Situationen ein, die er meint, nicht auf einmal bewältigen zu können, kommt Stress auf. Stress ist in unserer heutigen Zeit ein viel zu oft benutzter Begriff, der für alles Mögliche herangezogen wird. Was aber ist Stress wirklich? Stau auf der Datenautobahn Eine Erklärung aus der Hirnforschung besagt, dass unbekannte Situationen die Ausschüttung von Stresshormonen verursachen können. Diese mit dem Begriff ''Noradrenaline'' benannten Stoffe setzten sich im Gehirn in die sogenannten Synapsen. Das sind Schaltstellen zwischen den einzelnen Nervenbahnen, an denen die Informationen übertragen werden. Dort verursachen Stresshormone eine Blockade, die diese Übertragung von Informationen erschwert. Es ist, als ob man auf der Datenautobahn in einen Stau gerät und nicht mehr durchkommt. Spaß und Erfolgserlebnisse jedoch sorgen für ein reibungsloses Funktionieren zwischen den einzelnen Regionen im Gehirn und damit in den Nervenbahnen. Die Datenautobahnen bleiben frei und können ausgebaut und erweitert werden. Wie nun kann man diesen Idealzustand fördern? Spaß und Erfolgserlebnisse sind ohne Neugier, Faszination und Erwartungen nicht möglich. Es sind natürliche Eigenschaften, die durch positive Herausforderung das Lernen begleiten. Fehlen sie, wird die so wichtige Lernbereitschaft für einen zunächst fremden Lernstoff nicht geweckt. Es wird vielleicht erreicht, dass bestimmte Lerninhalte auswendig gelernt werden können, aber echtes Verstehen ist so nicht zu erreichen. Günstige Lernbedingungen Es gibt mehrere Bedingungen bzw. Voraussetzungen für Spaß, Neugier und Faszination, die einen Lernprozess begünstigen. Dazu gehören: eine Aufgabe, die gut zu bewältigen ist, d.h., die Aufgabe liegt im Bereich der derzeitigen Leistungsfähigkeit des Auszubildenden, das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben, mit ihr fertig zu werden, um unbesorgt sein zu können, zusammenhängende und eindeutige Handlungsanforderungen, klare Rückmeldungen, ob das Ergebnis richtig oder falsch ist, das Vermeiden von Ablenkungen und eine Situation, in der Gedanken über Resultate und Belohnungen (erst einmal) keine Rolle spielen und der Lehrling vollkommen in das Lern- bzw. Arbeitsthema eintauchen kann. Über- und Unterforderung vermeiden Das individuell erlebte Gefühl von Über- oder Unterforderung spielt eine große Rolle. Dieses hängt wiederum mit dem Selbstbild des einzelnen Auszubildenden zusammen: Traut er/sie sich die gestellten Aufgaben zu? Ist ihm/ihr zu viel unklar, entsteht für ihn/sie der Eindruck, er/sie habe die Situation nicht unter Kontrolle. Auch wenn er/sie die Abläufe im Betrieb oder die Inhalte der Berufsschule nicht versteht, kann er/sie mit Sorge oder gar Angst reagieren. Verstärkt werden kann diese Angst durch bestimmte Fristen (übermäßiger Zeitdruck), die beispielsweise vor Prüfungen einzuhalten sind. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den ''stauverursachenden'' Termindruck auf ein förderliches Maß zu bringen. Für Auszubildende ist es wichtig, die Anforderungen im Betrieb und in der Berufsschule richtig einschätzen zu können. Sie als Ausbilder/in können ihren Lehrling dabei gut unterstützen: Sie können Ihrem Lehrling übermäßigen Druck durch Überforderung nehmen, indem Sie mit ihm genau durchsprechen, was für eine Prüfung relevant ist. Sie können bestehende Lücken aufdecken und gemeinsam mit ihm einen Plan entwickeln, wie diese Lücken zu schließen sind. Die Einhaltung des Plans wird nach festgelegten Zeitabschnitten überprüft. Bei Langeweile und Unterforderung können Sie von Ihrem Lehrling mehr verlangen. In diesem Fall wirkt dies sehr förderlich. Konzentration, also ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit, stellt sich in dem Moment ein, in dem der Auszubildende beginnt, sich mit den Lerninhalten aktiv auseinanderzusetzen. Konzentration ist notwendig, damit die Lerninhalte auf der Datenautobahn überhaupt in Fahrt kommen und neue hinzukommen können. Sie ist ebenfalls für einen ''staufreien'' Verkehr auf der Datenautobahn dringend erforderlich. Wieder einmal die Baustelle Viele junge Menschen - so scheint es haben aber gerade mit der Konzentration arge Schwierigkeiten. Das kann z.B. an der ungewohnten Länge des Arbeitstages liegen und/oder am noch ungewohnt frühen Aufstehen. Ein Grund dafür liegt jedenfalls in der Baustelle im Gehirn. Der Um- und Ausbau bewirkt, dass das Gehirn nicht so recht weiß, wo es die Lerninhalte überhaupt ablegen soll. Hirnforscher finden es sogar sehr erstaunlich, dass es bei diesem ''Durcheinander'' überhaupt zu Lernerfolgen kommt. Personenbezogene Gedankenbremsen Gedanken, die auf sie selbst oder auf andere Personen bezogen sind, lenken Auszubildende von ihrer eigentlichen Aufgabe ab. Zu viele Dinge müssen dann gleichzeitig bearbeitet werden und die Qualität leidet. Ein Lernvorgang wird beispielsweise gestört, wenn der Auszubildende denkt: ''D
er Ausbilder mag mich nicht. Der hat mich im Visier'', ''Ich bin zu blöde, das zu lernen'', ''Der Ausbilder hält mich für unfähig, das zu lernen'', ''Mann, das schaffe ich niemals'', ''Mensch, ich ernte für alles Kritik!'' ''Was mache ich mit meiner Freundin. Sie war so sauer. Hoffentlich macht sie nicht Schluss'', ''Mein Vater ist mal wieder ausgerastet. Der lässt wohl alles an mir aus. Ich kann Ungerechtigkeit nicht ab''. Gedanken, gerichtet auf die eigene oder andere Personen, starken Druck erzeugende Zielvorgaben oder Probleme im privaten Bereich wirken also hemmend auf die Konzentrationsfähigkeit. Aufgabenbezogene Konzentration hilft Konzentration auf die Aufgabe lässt hingegen die Daten auf der Autobahn frei fahren und fördert das Gelingen von Lernprozessen. Auf der Baustelle hat Maike den Auftrag, einen Raum so zu fliesen, dass genau in der Mitte ein gleichschenkliges Dreieck aus Parkett Platz findet. Die Spitzen des Dreiecks sollen einen Abstand von jeweils einem halben Meter zu den Wänden haben. Maike erscheint gereizt. Sie läuft ungeduldig durch die Baustelle und kann sich nicht so recht konzentrieren. ''Hoffentlich mache ich keine Fehler und stelle mich blöde an'', denkt sie. Die Durchführung der Aufgabe ist ihr noch unklar. Sie weiß nicht, wie sie beginnen soll, traut sich aber auch nicht zu fragen. Der Ausbilder hat ihr erklärt, wie sie vorgehen soll. Jetzt steht sie alleine in dem Raum. Sie nimmt sich einen Stift und ein Papier und schreibt alles auf, was sie dazu bisher gelernt hat und was der Ausbilder ihr gesagt hat. Sie versucht, die Vorgehensweise genau zu planen. Dann fasst sie sich ein Herz, geht zum Ausbilder und fragt, ob sie bei dem Plan Denkfehler gemacht hat. Rückmeldungen auf Denkfehler Im Beispiel wendet Maike ihre Gedanken weg von Ablenkungen wie Überlegungen zum Erfolg/Misserfolg und den eigenen Fähigkeiten. So kommt sie langsam, aber sicher zu den Anforderungen der Aufgabe. Das Gehirn braucht mindestens 15 Minuten, um sich auf eine Aufgabe einzustellen und konzentriert zu arbeiten. Sobald Maike einen Plan entwirft, findet sie Ruhe und auch den Mut, ihren Ausbilder zu fragen. Jetzt ist ihr auch klar, was genau sie noch fragen möchte. Die Rückmeldung über Denkfehler ist wichtig, das schafft zusätzliche Sicherheit. Sie können Ihren Auszubildenden unterstützen, indem Sie personenbezogene Äußerungen vermeiden. Fehler sollten nur auf die Aufgaben und die Denkprozesse bezogen werden und nicht auf die Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften des Lehrlings. Diese entwickeln sich ja an den Aufgaben! Nützlich ist, wenn Sie Strategien anbieten, die helfen, eine Aufgabe zu lösen (z.B. systematisches Vorgehen mit Bleistift und Papier). Äußerungen wie: ''Versuch es doch mal mit.'' oder ''Was brauchst Du noch, damit es gut klappt?'' ermutigen und schaffen Sicherheit. Durch die aufgabenbezogene Konzentration verschafft sich der Lehrling neue Kompetenzen. Gleichzeitig lernt er, dass es Unsicherheiten und Unklarheiten im beruflichen und persönlichen Leben gibt, die aber lösbar sind. Jetzt wirken sie sich nicht mehr so störend auf seine Lernprozesse und Entwicklung aus. Er fasst mehr Vertrauen zu sich und zu Ihnen als Ausbilderin bzw. Ausbilder