Rechtliche Grundlagen zu verschiedenen Praktika für Flüchtlinge. Besondere Eigenschaften der Zielgruppe ''Flüchtlinge''. Geeignete Formen von Praktika. Kontaktaufnahme mit geeigneten Kandidaten. Auswahl der geeigneten Bewerber. Betriebliche Unterstützungsmaßnahmen. Die Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Gesellschaft ist derzeit eine zentrale humanitäre Aufgabe. Im Jahr 2015 kamen über eine Millionen Menschen als Schutzsuchende nach Deutschland. Viele der Geflüchteten sind motiviert, hier zu arbeiten und sich ein neues Leben aufzubauen. Als Unternehmen können Sie durch das Angebot von Praktika einen wertvollen Beitrag zur Integration von Geflüchteten leisten. Praktika sind häufig der erste und entscheidende Schritt in den Arbeitsmarkt. Durch ein Praktikum können Sie und die geflüchtete Person einander während eines festgelegten Zeitraums kennenlernen. Ein Praktikum ist in der Regel auf wenige Wochen oder Monate beschränkt. Für Sie als Unternehmen dient das Praktikum der Eignungsfeststellung. Sie können prüfen, ob der Flüchtling für eine Berufsausbildung oder eine bestimmte Tätigkeit in Ihrem Unternehmen geeignet ist. Das Praktikum bietet Ihnen die Möglichkeit, Sprachkenntnisse, berufliche und schulische Vorqualifikationen sowie Interessen und Talente besser einzuschätzen. Durch den Kontakt zur Belegschaft können frühzeitig eventuelle kulturelle Barrieren abgebaut und die (fachlichen) Sprachkenntnisse im Arbeitsalltag verbessert werden. In der vorliegenden Handlungsempfehlung zum Thema ''Praktika für Flüchtlinge'' werden zunächst die nötigen rechtlichen Grundlagen für die Einstellung von Geflüchteten erläutert. Anschließend erhalten Sie einen Überblick über verschiedene Formen von Praktika, mögliche Kontaktwege zur Zielgruppe und zur Auswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber. Da sprachliche und kulturelle Hürden für beide Seiten eine Herausforderung darstellen können, zeigen wir Ihnen auf, welche Hilfestellung Sie als Unternehmen nutzen und wie Sie das Praktikum im Betrieb erfolgreich gestalten können. Am Ende der vorliegenden Handlungsempfehlung finden Sie Arbeitshilfen und weiterführende Informationen rund um die Integration von Flüchtlingen in Praktika. Bei Praktika mit Geflüchteten sind einerseits Herausforderungen zu meistern, die über übliche Beschäftigungsverhältnisse hinausreichen können. Andererseits gibt es Faktoren, die den Praktikumserfolg begünstigen können. Die folgende Übersicht bietet zentrale Hinweise, zu denen Sie in den einzelnen Kapiteln Vertiefungen finden: Praktikanten dabei unterstützen, Deutsch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben Sprachförderung im Vorfeld und begleitend zum Praktikum anbieten Anschlussperspektive nach dem Praktikum bieten Integration im Betrieb durch Mentoren fördern Wohnsituation und Familie unterstützen Willkommenskultur in Betrieb und Freizeit fördern Wenn Sie sich dazu entschließen, Praktika für Flüchtlinge anzubieten, können Sie sowohl einen humanitären Beitrag zur Integration leisten als auch eine Reihe von Vorteilen für Ihr Unternehmen realisieren: Fachkräftenachwuchs sichern: Indem Sie Praktikan tinnen und Praktikanten einstellen und dabei Flüchtlinge einbeziehen, wächst Ihre Unabhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt. Sie haben angesichts des demografischen Wandels mehr Optionen, Ihren Fachkräftebedarf zu decken. Motivierte Beschäftigte gewinnen: Personen, die auf der Flucht vor Krieg und auf der Suche nach Schutz in Deutschland weite Wege auf sich genommen haben, haben Ausdauer und Willenskraft bewiesen. Viele Unternehmen berichten von der hohen Motivation und Leistungsbereitschaft Geflüchteter, die auch für Ihr Unternehmen eine Bereicherung darstellen kann. Kompetenzen feststellen: Ein Praktikum eignet sich für Sie als Arbeitgeber hervorragend, sich schon im Vorfeld einer Ausbildung oder einer späteren Beschäftigung im Arbeitsalltag ein Bild von den vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu machen. Dadurch können Sie das Risiko einer Fehleinstellung deutlich reduzieren. Image steigern: Die Rekrutierung internationalen Per sonals und die Förderung kultureller Vielfalt können als Ausdruck Ihrer Unternehmensphilosophie verstanden werden. Dadurch positionieren Sie sich in der Öffentlichkeit als modernes und weltoffenes Unternehmen. Dies hilft Ihnen wiederum, sowohl internationale als auch inländische Fachkräfte, aber auch Geschäftspartner zu gewinnen. Kulturelle Vielfalt stärken: Eine kulturell vielfältige Herausforderungen Erfolgsfaktoren Arbeitserlaubnis und Bleibeperspektive einschätzen und klären Führungskräfte und Belegschaft für Aufgabe vorbereiten, Mentoren benennen Vorkenntnisse identifizieren und einschätzen Kontaktanbahnung und Auswahl durch externe Partner unterstützen Belegschaft kann die Kreativität und Innovationskraft im Unternehmen steigern. Der offene Umgang mit Neuem fördert alternative Sichtweisen und trägt dazu bei, neue Wege zu gehen
. Welche Inhalte können und wollen Sie im Rahmen des Praktikums vermitteln? Spielen Sie mit dem Gedanken, einen geflüchteten Menschen als Praktikanten oder Praktikantin einzustellen, sind einige rechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Die folgenden Kapitel bilden alle Punkte bei der Durchführung eines Praktikums mit Geflüchteten in chronologischer Reihenfolge ab (siehe Abbildung 1). Sie können jedes Kapitel aber auch einzeln nutzen. Welches Ziel verfolgen Sie durch das Praktikum (z.B. Übergang in Ausbildung oder Beschäftigung, soziales Engagement)? Benötigen Sie Unterstützung bei der Organisation des Praktikums und/oder bei der Festlegung der Inhalte? Vorab hilft Ihnen die folgende Checkliste die für Ihr Unternehmen passenden Rahmenbedingungen für ein Praktikum festzulegen, um sich dann passgenau zu informieren. Für welchen Zeitraum wollen Sie das Praktikum anbieten? Wie flexibel ist Ihr Unternehmen im Hinblick auf Anfangstermin und Umfang des Praktikums? Welche Kenntnisse sollte die oder der Geflüchtete auf jeden Fall mitbringen? Umgangssprachlich wird eine Vielzahl von Tätigkeiten als Praktikum bezeichnet. Daher finden Sie in dieser Handlungsempfehlung unter ''Formen von Praktika'' neben echten Praktika auch Informationen zu alternativen Qualifizierungsmaßnahmen wie Einstiegsqualifizierung (EQ) oder Probebeschäftigung. Je nach betrieblicher Tätigkeit haben Sie als Arbeitgeber unterschiedliche Vorschriften zu beachten. Praktika im engeren Sinne dienen in erster Linie der Orientierung und Qualifizierung. Daher steht bei Praktika nicht die Erbringung einer Arbeitsleistung, sondern der Erwerb praktischer Erfahrungen und Kenntnisse im Vordergrund
