Fachkräfte sichern Sozial benachteiligte Jugendliche in der Ausbildung Jugendliche mit sozialer Benachteiligung befinden sich derzeit in rund 19 Prozent der ausbildungsaktiven Unternehmen als Auszubildende. Durch die Förderung der Jugendlichen durch Nachhilfe während der Ausbildung oder die Aufnahme dieser Zielgruppe in Maßnahmen der Berufsvorbereitung können ihre unterdurchschnittliche Motivation und Fähigkeiten verbessert werden. Daher fördert etwa jedes siebte ausbildungsaktive Unternehmen sozial benachteiligte Jugendliche durch Nachhilfe oder als Teilnehmer in der Berufsvorbereitung. Für Unternehmen stellen Jugendliche mit sozialer Benachteiligung ein wichtiges Potenzial dar, das mit wenig Förderung in die Ausbildung integriert werden kann. 1. Sozial benachteiligte Jugendliche als Auszubildende Als sozial benachteiligt gelten jene Jugendlichen, die aus einkommensschwachen oder bildungsfernen Familien stammen. Fast jedes fünfte ausbildungsaktive Unternehmen beschäftigt sozial benachteiligte Jugendliche in der Ausbildung (Abbildung 1). Hierbei nimmt der Anteil an Jugendlichen mit sozialer Benachteiligung mit steigender Unternehmensgröße zu: Große Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten bilden fast dreimal so häufig Jugendliche dieser Zielgruppe aus als kleine Unternehmen mit höchstens 49 Beschäftigten. Dies liegt auch daran, dass große Unternehmen im Durchschnitt deutlich mehr Auszubildende beschäftigen als kleine und mittlere Unternehmen. Sie bilden häufig viele verschiedene Zielgruppen in unterschiedlichen Berufen aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich darunter auch sozial benachteiligte Jugendliche befinden, ist also vergleichsweise hoch. Von allen Branchen bilden Unternehmen der Gesellschaftsnahen Dienstleistungen mit rund 22 Prozent am häufigsten sozial benachteiligte Jugendliche aus (Abbildung 2). Zum Vergleich: Unternehmen der Unternehmensnahen Dienstleistungen liegen mit knapp 13 Prozent deutlich unter dem Branchendurchschnitt von etwa 19 Prozent. Besonders Unternehmen der Gesellschaftsnahen Dienstleistungen haben Jugendliche mit sozialer Benachteiligung bereits als Potenzial erkannt. 2. Einschätzung von sozial benachteiligten Jugendlichen als Auszubildende Die Einschätzung sozial benachteiligter Jugendlicher durch Unternehmen erlaubt eine Aussage darüber, welche Voraussetzungen diese Jugendlichen für die Ausbildung mitbringen und inwieweit möglicherweise Förderbedarf besteht. Mehr als vier von zehn ausbildungsaktiven Unternehmen schätzen Jugendliche mit sozialer Benachteiligung hinsichtlich Motivation und Engagement gleich ein wie einen durchschnittlichen Auszubildenden (Abbildung 3). Die Unterschiede nach Unternehmensgröße sind dabei gering. Allerdings geben 44 Prozent der Unternehmen eine unterdurchschnittliche Einschätzung ab. Dies ist ein deutlich größerer Anteil als der Anteil der Unternehmen, die sozial benachteiligte Jugendliche als überdurchschnittlich einstuften. Über alle Unternehmen hinweg werden Jugendliche mit sozialer Benachteiligung daher hinsichtlich Motivation und Engagement schlechter bewertet als ein durchschnittlicher Auszubildender. Die Bewertungen der Unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen sind diesbezüglich etwas besser als die der Industrie und der Gesellschaftsnahen Dienstleistungen. Die Einschätzung der Kenntnisse und Fähigkeiten sozial benachteiligter Jugendlicher fällt im Vergleich zu der Bewertung von Motivation und Engagement schlechter aus. Hierbei schätzt zwar auch ein gutes Drittel der Unternehmen sozial benachteiligte Jugendliche als gleich gut ein wie einen durchschnittlichen Auszubildenden (Abbildung 4). Es gibt jedoch kaum Unternehmen, die die Kenntnisse und Fähigkeiten sozial benachteiligter Jugendlicher als überdurchschnittlich einstufen. Aus diesem Grund fällt die Einschätzung von Kenntnissen und Fähigkeiten dieser Gruppe über alle Unternehmen hinweg eher negativ aus. Unterschiede zwischen den Größenklassen der Unternehmen bestehen dabei kaum, die Einschätzung von Unternehmen der Gesellschaftsnahen Dienstleistungen ist jedoch etwas schlechter als die der anderen Branchen. Grundsätzlich schätzen Unternehmen, die Erfahrung mit Auszubildenden einer bestimmten Gruppe gemacht haben, diese besser ein als jene, die die entsprechende Zielgruppe nicht ausbilden. Die schlechte Bewertung sozial benachteiligter Jugendlicher kann daher auch darauf zurückzuführen sein, dass mehr als 80 Prozent der Unternehmen diese Zielgruppe derzeit nicht ausbildet. Sozial benachteiligte Jugendliche werden somit zwar hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten weniger gut bewertet, besitzen aber gleichzeitig ein vergleichsweise hohes Engagement. Letzteres könnte dazu beitragen, die bestehenden Defizite im Hinblick auf die Kenntnisse und Fähigkeiten auszugleichen. 3. Besondere Förderung von sozial benachteiligten Jugendlichen Durch die eigene Gestaltung der Ausbildung versuchen Unternehmen, den unterschiedlichen Einga
ngsvoraussetzungen und Potenzialen ihrer Auszubildenden gerecht zu werden. Die Förderung der Auszubildenden ist gerade bei Jugendlichen mit sozialer Benachteiligung wichtig, da Jugendliche dieser Zielgruppe oft aus bildungsfernen Familien stammen. Etwa jedes siebte ausbildungsaktive Unternehmen fördert deshalb sozial benachteiligte Jugendliche im Rahmen der Ausbildung durch Nachhilfe oder Stützunterricht (Abbildung 5). Hierbei steigt der Anteil der fördernden Unternehmen mit der Unternehmensgröße stark an: Während von den kleinen Unternehmen mit höchstens 49 Beschäftigten 14 Prozent der Unternehmen sozial benachteiligte Jugendliche unter den Auszubildenden durch Nachhilfe fördern, ist es bei den großen Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten fast jedes vierte Unternehmen. Dieses Bild kommt zum einen dadurch zustande, dass große Unternehmen diese Zielgruppe auch häufiger beschäftigen. Zum anderen sind dort oft größere Ressourcen für die Organisation des Stützunterrichts vorhanden. Fast das gleiche Bild ergibt sich bei der Förderung von sozial benachteiligten Jugendlichen durch die Teilnahme an Maßnahmen der Berufsvorbereitung: Insgesamt werden auf diese Weise etwa in jedem sechsten Unternehmen Jugendliche mit sozialer Benachteiligung gefördert. Auch hierbei steigt mit zunehmender Unternehmensgröße der Anteil an fördernden Unternehmen. Vorteil der Förderung im Rahmen der Berufsvorbereitung ist es, dass Unternehmen auch Jugendliche kennenlernen können, die nicht direkt für den Einstieg in die betriebliche Ausbildung infrage kommen. Während der Praktika der Jugendlichen im Unternehmen werden dann jedoch oft deren tatsächliche Potenziale deutlich, so dass ihnen in vielen Fällen ein Ausbildungsvertrag angeboten wird. Unternehmen nutzen also bereits heute die Potenziale von sozial benachteiligten Jugendlichen für die Ausbildung und unterstützen diese Jugendlichen durch verschiedene Fördermaßnahmen. Dieses Engagement kann durch öffentliche Förderung, beispielsweise im Rahmen von ausbildungsbegleitenden Hilfen, unterstützt werden