Familienfreundlichkeit ist in der Mitte der Wirtschaft angekommen, aber in vielen Handlungsfeldern schätzen die Unternehmen ihre Angebote familienfreundlicher ein als ihre Beschäftigten. Die Breite der Angebote umfasst Unterstützung für Väter und für die Pflege von Angehörigen, aber ohne Vorbilder und eine familienfreundliche Führungskultur fehlt vielen Beschäftigten der Mut, diese Angebote auch in Anspruch zu nehmen. Fortschritte und Handlungsbedarf gleichermaßen spiegeln sich in den Ergebnissen des aktuellen Unternehmensmonitors. Mit dem Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit untersucht das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) bereits seit 2003 die Familienfreundlichkeit in den Unternehmen, identifiziert Fortschritte und zeigt neue Handlungsfelder auf. Damit liegt eine einzigartige Zeitreihe zum Stand der Familienfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft vor. In dieser Zeit hat sich Familienfreundlichkeit auf einem hohen Niveau etabliert, unabhängig von der Konjunktur. Die Unternehmen haben verstanden, dass familienfreundliche Angebote ein entscheidendes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl sind. Sie können damit wertvolle Fachkräfte für sich gewinnen und binden. Unternehmen müssen allerdings am Ball bleiben, denn die Lebenswünsche und -wirklichkeiten von Familien haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Die Konturen einer NEUEN Vereinbarkeit sehen so aus: Immer mehr Mütter sind erwerbstätig, immer mehr Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie. Die Mehrheit der Eltern wünscht sich heute eine partnerschaftliche Verteilung von beruflichen und familiären Aufgaben. Das Gelingen einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung in den Familien steht und fällt damit, dass auch Männer Angebote zur Vereinbarkeit erhalten und nutzen. Die Bedeutung des Themas Familienfreundlichkeit. Unternehmenskultur und Personalführung. Personalpolitische Maßnahmen für eine familienfreundliche Arbeitswelt. Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation. Elternzeit und Elternförderung. Kinderbetreuung. Angebote bei häuslicher Betreuung von nahen Angehörigen. Vereinbarkeit im Zeichen der Digitalisierung. Führungskräfte und erlebte Unternehmenskultur. Väterförderung. Bedeutung des Themas Familienfreundlichkeit. Familienfreundliche Unternehmenskultur. Führungskräfte und Arbeitszufriedenheit. Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation. Elternzeit und Elternförderung. Führungskräfte in Elternzeit als Vorbilder. Führungskräfte in Teilzeit als Vorbilder. Kinderbetreuung. Angebote bei häuslicher Betreuung von nahen Angehörigen. Maßnahmen zur Angehörigenbetreuung in kleinen Unternehmen. Digitalisierung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Familienfreundlichkeit ist weiterhin ein strategisch wichtiges personalpolitisches Handlungsfeld in der hiesigen Wirtschaft. Davon zeugen erstens die hohe Bedeutung, die diesem Thema vonseiten der Geschäftsführung und der Personalverantwortlichen beigemessen wird, und zweitens das anhaltend hohe Engagement der Betriebe, durch verschiedene personalpolitische Maßnahmen die Beschäftigten in die Lage zu versetzen, familiäre und berufliche Anforderungen auszutarieren. Der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016 signalisiert aber zugleich: Familienfreundlichkeit kann sich im Unternehmen nur dann voll entfalten, wenn sich die personalpolitischen Leitlinien und die gewünschte Unternehmenskultur auch im betrieblichen Alltag und im Erleben widerspiegeln - und zwar für weibliche und männliche Belegschaftsangehörige gleichermaßen sowie in den unterschiedlichen Lebensphasen. Dass dies noch nicht überall der Fall ist, zeigen die Antworten der Beschäftigten in der erstmals ergänzend hinzugezogenen Beschäftigtenbefragung. Der Bekanntheitsgrad von personalpolitischen Maßnahmen, der faktische Zugang zu den Maßnahmen und die Passgenauigkeit der Maßnahmen scheinen nicht in vollem Umfang dem zu entsprechen, was die personalpolitischen Leitlinien nahelegen oder sich die Beschäftigten wünschen. Eine lebensphasenorientierte Personalpolitik, die auch Beschäftigte ohne Kinder oder pflegebedürftige Angehörige einbezieht, findet sich zurzeit erst in 43 Prozent der Unternehmen. Dagegen bemessen mehr als 81 Prozent der Beschäftigten dem Thema Familienfreundlichkeit auch ohne aktuellen Betreuungsaufwand eine hohe Bedeutung bei. Führung ist der entscheidende Erfolgsfaktor für eine gelebte familienfreundliche Unternehmenskultur. Wo Führungskräfte ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestärken, familienfreundliche Maßnahmen in Anspruch zu nehmen, wird die Unternehmenskultur als familienfreundlich wahrgenommen. Auch die Arbeitszufriedenheit ist signifikant größer: So steigt der Anteil der unzufriedenen Beschäftigten von knapp 5 Prozent auf 27 Prozent, wenn die Führungskraft die Inanspruchnahme familienfreundlicher Maßnahmen nicht unterstützt. Führungskräfte sollten daher motiviert und befähigt werden, eine familienfreundliche
Unternehmenskultur auch im betrieblichen Alltag umzusetzen. Unter diesen Voraussetzungen kann eine familienfreundliche Personalpolitik einen starken Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur setzt Vorbilder auf allen Ebenen voraus. Dies gilt insbesondere für die Väterförderung und damit für männliche Beschäftigte, die eine neue Balance zwischen Beruf und Familie suchen. Wo männliche Führungskräfte selbst Elternzeit in Anspruch nehmen, ist der Anteil der männlichen Beschäftigten, die dies tun, mit 16 Prozent fünfmal so hoch wie in Unternehmen ohne Führungskräftevorbilder. Jeweils rund jedes fünfte Unternehmen bietet vollzeitnahe Teilzeitbeschäftigung an oder setzt auf einen ergebnisorientierten Führungsstil. Beide Instrumente können Väter darin bestärken, Elternzeit in Anspruch zu nehmen oder in Teilzeit zu arbeiten. Der Vergleich des Unternehmensmonitors Familienfreundlichkeit 2016 zu seinen Vorgängerbefragungen verdeutlicht: Die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation ist weiterhin das zentrale Handlungsfeld der Betriebe. Dies gilt insbesondere für Arbeitszeitmodelle, die eine individuelle Ausgestaltung von Dauer und Lage der Arbeitszeiten und damit neue Formen der Vereinbarkeit für Beschäftigte in den unterschiedlichen Lebenslagen erlauben. Ein deutlicher Anstieg ist bei der Rücksichtnahme auf familiäre Verpflichtungen bei der Aufgaben- und Terminplanung festzustellen - so zum Beispiel bei der Urlaubsplanung oder auch der Terminierung dienstlicher Reisetätigkeiten. Eine flexible Arbeitsorganisation in Form von Telearbeit und mobilem Arbeiten schafft neben zeitlicher auch räumliche Flexibilität. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Einsatzes mobiler Endgeräte in den letzten drei Jahren legen die Angaben des Unternehmensmonitors Familienfreundlichkeit 2016 nahe, dass die räumliche Flexibilität insgesamt angestiegen ist und potenziell weiter ansteigen wird. Mit Angeboten zur Arbeitszeitreduzierung unterstützen viele - auch kleinere - Unternehmen ihre Beschäftigten mit pflegebedürftigen Angehörigen darin, ihre Pflegetätigkeit und den Beruf besser in Einklang zu bringen. Gerade Unternehmen, die mit den Bestimmungen des Pflegezeitgesetzes und des Familienpflegezeitgesetzes vertraut sind, werden aktiv, auch wenn ihre Belegschaftsgrößen unterhalb der gesetzlichen Schwellenwerte liegen. Dies deutet darauf hin, dass die aktuelle Gesetzesgrundlage auf das Maßnahmenangebot kleiner Unternehmen ausstrahlt und dort die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auf freiwilliger Basis stärkt. Durch die Digitalisierung und die damit verbundenen erweiterten Möglichkeiten einer räumlichen und zeitlichen Flexibilisierung von Arbeit werden sowohl von den Personalverantwortlichen als auch von den Beschäftigten deutlich häufiger Erleichterungen statt Erschwernissen für eine familienbewusste Arbeitswelt erwartet. Mehr als ein Drittel der Unternehmen und mehr als ein Viertel der Beschäftigten erwarten für die nächsten fünf Jahre durch den digitalen Wandel Erleichterungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber Technik allein reicht nicht: Familienfreundlichkeit bleibt auch in Zeiten von Internet, mobilen Endgeräten und Homeoffice eine Gestaltungsaufgabe von Personalmanagement und Führungskräften. Für Befürchtungen, moderne Technologien würden die Grenzen von Arbeit und Freizeit einseitig zulasten der Beschäftigten verwischen, findet sich in der vorliegenden Untersuchung wenig Rückhalt. Der digitale Wandel eröffnet in den Augen vieler Beschäftigter und Personalverantwortlicher vielmehr neue Gestaltungsmöglichkeiten für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie